Es hauste im Spätmittelalter ein armer Köhler in einer morschen Holzhütte mit Rindendach im dichten Wald weit hinten im Krumpental.
Am Zusammenfluss von Zölz und Krumpen stand einst ein Pochwerk, so hieß die Anlage zum Zerkleinern von Erzbrocken. Weiter oben am Zölzboden arbeitete Rupert für einen „Eisenmann“. Er bestückte zwei Kohlenmeiler, einer gloste vor sich hin, für den zweiten Meiler richtete und schlichtete er das Holz. Seine liebreizende Frau Walpurgis kochte und wusch die Wäsche für die Arbeiter am Pochwerk mit Stube. Walli, so wurde sie liebevoll von Rupert genannt, gebar ihm Zwillinge, zwei Mädchen die von Geburt an Halbwaisen waren, die Mutter überlebte nur drei Tage und verstarb am Kindbettfieber. Eine Hebamme oder gar einen Arzt konnte er sich nicht leisten. Die Mädchen nannte er Dietlinde und Herlinde, sie wuchsen zu pausbackigen hilfreichen Töchtern heran. Dietlinde war etwas mollig
und kleiner als Herlinde. Herlinde schlank groß für ihr Alter und eher mager. Es war kein schönes Leben, In der Hütte zog es von einem Fenster zum anderen, die Ritzen nur notdürftig mit Moos gestopft. Die offene Feuerstelle rauchte den halben Tag, im Winter überhaupt ständig. Blauer Dunst breitete sich aus, zog spärlich nach oben ab. Bis zu jenem verhängnisvollen Abend, als der Vater zur Apotheke im Ort , zur heilkundigen Barbara ging um Kräuter für die hustenden, fiebrigen Töchter zu holen.
Dichter Schneefall verhinderte ein rasches Heimkommen, mühsam stapfte er durch tiefen Schnee und angehäufte Verwehungen.
Als er spätabends nach Hause in das hintere Krumpental kam, vernahm er ungewöhnlich viel Rauch in der Luft. Er beschleunigte seine Schritte und kam keuchend nach Luft ringend um die letzte Biegung, sah den lodernden Feuerschein. Wo noch vor wenigen Stunden seine Hütte gestanden war, fielen Holzbalken krachend in sich zusammen.
Beide Töchter kamen um ihr kurzes armseliges Leben.
Er begrub sie links und rechts des krummen Baches und setzte je- weils einen Lindenbäumchen am Kopfende des Grabes.
Nach etwa vierhundert Jahren stehen besagte Linden noch immer dort: Dietlinde mit einem Umfang von Zehneinhalb Metern und gut und gerne 30 Meter hoch. Am anderen Bachufer, Herlinde; schlanker, 7 Meter dreißig rund um den Stamm und wohl 35 Meter groß.
Baumdenkmalbetreuer Josef Winkler, Ortsstellenleiter Stv. Trofaiach Die Geschichte ist frei erfunden.